Die Massage wurde von dem anthroposophischen Arzt Dr. med. Simeon Pressel (1905 – 1980) entwickelt.
Sie bewirkt eine tiefe Durchströmung und Verlebendigung des Organismus.
Die heilende Wirkung der Strömungsmassage beginnt über eine Behandlung der Muskulatur und erreicht die im Inneren des Menschen wirkenden Organprozesse. Ihre Wirksamkeit offenbart sich in einer Anregung der im Lebendigen wirkenden Kräfte: ein Gefühl der Leichte, der Verlebendigung, der Ganzheit und starker Durchwärmung werden empfunden. Die Massage bringt die Körperregionen, aus denen sich die lebendigen Prozesse zurückgezogen haben, wieder in ein gesundes Zusammenwirken mit dem Gesamtorganismus.
Ordnende Prozesse wirken auf das Seelenleben, welches in Lebenskrisen aus dem Gleichgewicht geraten kann. Die Massage der Waden- und Kreuzregion wirkt intensiv auf das Stoffwechselgeschehen und unterstützt Mut, Tatkraft und Durchhaltekraft.
Die Massage des Rückens, Nackens und der Arme hat ihre Wirksamkeit in einer aufbauenden Tätigkeit - Bewusstseinsklarheit und seelische Ordnung finden hier ihre Anregung. Beide Einheiten werden in einem rhythmischen Wechsel durchgeführt und können in ihrem Ablauf als eine Lemniskate verstanden werden, die nicht nur örtlich, sondern auch von ihrem Gegenpol her wirksam ist.
Das Aufwachen im Leiblichen erlaubt die Wahrnehmung von Verhärtungen und Verspannungen oder auch eine innere Leere. Dieses Erleben ermöglicht eine Eigenbeteiligung im Veränderungsprozess, indem die Kraft zur Begegnung mit sich selbst gestärkt wird. Seelisch fühlen sich die Menschen ermutigt und tatkräftiger, sie beginnen sich verstärkt mit ihrer Krankheit auseinanderzusetzen.
„Des Menschen größtes Verdienst bleibt wohl, wenn er die Umstände soviel als möglich bestimmt und sich so wenig als möglich von ihnen bestimmen lässt.“
Johann Wolfgang von Goethe (1749 -1832), Wilhelm Meisters Lehrjahre, 1795/6. 6. Buch, Bekenntnisse einer schönen Seele.
Die Massage ist in ihren lebendigen Griffqualitäten und der damit zusammenhängenden Wirkung urbildhaft, indem sie unsere Mitte, das Rhythmische System stärkt, den Ort, von dem alle Heilung ausgehen und erreicht werden kann. Eine modifizierte Anwendung folgt spezifischen Krankheitsbildern.
Jede Eigenbewegung, sei es im Bereich des Denkens, des Fühlens oder des Wollens, entspringt einem Willensimpuls. Das Ziel jeder Heilanwendung durch diese Massage ist, den Kern des menschlichen Wesens so zu stärken, dass ihm Ausdruck verliehen werden kann. Häufig vermindert eine entstandene Willensschwächung im Leiblichen jedoch diese Eigenbewegung. Von außen kommende heilsame Bewegungsimpulse fördern die innere Beweglichkeit - leiblich, seelisch und geistig. Deshalb darf dann der Patient den Beginn des Heilprozesses passiv erleben, die Massage sozusagen als Leihgabe annehmen, bis die Eigenaktivität wieder erwacht.
„Was zurück und vor uns liegt, ist unbedeutend verglichen mit dem, was in uns liegt."
Ralph Waldo Emerson (1803 - 1882)
Alle weiteren therapeutischen Maßnahmen werden durch die gezielte, Wärme anregende, den Strömungshinder- nissen begegnende und durchströmende Massageanwendung erleichtert.
Ein tiefes Anliegen von Simeon Pressel kann deutlich werden: der Prozess der Gesundung soll vom Patienten aktiv ergriffen werden, um ein neues Gleichgewicht zu erreichen. Es sind die Jugendkräfte in uns, die uns zu stetigem Wandel befähigen. Durch sie können wir den Herausforderungen im Innen und im Außen kreativ begegnen und zuversichtlich auf eine uns unbekannte Zukunft zugehen.
„Die wirksamste Medizin ist die natürliche Heilkraft, die im Inneren eines jeden von uns liegt.“
Hippokrates (*um 460 v. Chr. - ca. 370 v. Chr.)