Gretl Stritzel wird als Gretl Pixis am 27.11.1911 in München geboren. Nach ihrem erfolgreichen Medizinstudium in München ist sie zunächst als Landärztin tätig.
Heirat und wirtschaftliche Tätigkeit
Mit 32 Jahren heiratet sie den Schafzüchter und Tuchmacher Otto Stritzel und arbeitet über 25 Jahre in dessen Firma Stritzel-Stoffe in Bug/Fichtelgebirge. Dort sattelt sie um und entwirft Decken, Mantel-, Kostüm- und Anzugstoffe sowie Tweed- und Lodenstoffe. Am Aufbau des Unternehmens maßgeblich beteiligt, erlernt sie biologisch-dynamisches Wirtschaften und den Anbau von Heil- und Färbepflanzen.
Durch ihre ärztliche Ausbildung übernimmt sie zudem noch die medizinische Versorgung für die vielen Mitarbeiter und Angestellten des Unternehmens.
Bekanntschaft mit Simeon Pressel
Die Rückkehr Simeon Pressels aus russischer Kriegsgefangenschaft führt ihn über Bug zu seinem Freund Otto Stritzel. Dort lernt Gretl Stritzel Simeon Pressel zunächst als Freund und später als Lehrer kennen. Während seiner wiederkehrenden Besuche wächst ihr Verständnis für und ihre Kenntnisse in der anthroposophischen Medizin. Vor allem seine spirituelle Geisteshaltung hat sie gänzlich wahrgenommen und verstanden - insbesondere sein lebenslanges Streben, die therapeutischen Angaben Rudolf Steiners in eine praktisch anwendbare und künstlerische Therapieform zu verwandeln.
Nach schwierigen Ehejahren trennt sich Gretl Stritzel 1958 von Mann und Firma und kehrt nach Bayern zurück. Dort nimmt sie 1962 ihre Arbeit als Ärztin auf dem Knapphof in Wackersberg bei Bad Tölz wieder auf.
Unterricht in der Strömungsmassage
Als Jahre später Simeon Pressel schwer erkrankt, bittet sie ihn wiederholt, sein wertvolles Wissen und Können der Strömungsmassage in Kursen weiterzugeben. Es gelingt ihr, ihn zu überzeugen, Menschen in dieser Heilweise auszubilden, um diese an Bedürftigen und Kranken anwenden zu können. So kommt die Strömungsmassage bei Simeon Pressel in Stuttgart und auf dem Knapphof zur Medizin Gretl Stritzels. Sie wird bis zuletzt ihr wesentliches geistiges und berufliches Anliegen bleiben und ihren großen therapeutischen Erfolg begründen.
Weiterbildung in der Strömungsmassage
Nach dem Tod Pressels im Oktober 1980 fragt sie sich zunehmend, wie nun die weitere Ausbildung der Strömungsmassage aussehen könnte. Ein intensiver Traum, in dem sie selbst unterrichtet, verunsichert sie zunächst. Die Ärztin Rita Leroi, rät ihr:
„Mögen Sie diesen karmischen Auftrag unbedingt erfüllen und goldene Eimer weiterreichen.“
So verändert sich Gretl Stritzels Leben noch einmal wesentlich und wird nach ihrer eigenen Aussage zum bedeutsamsten Abschnitt ihres Leben. Ihre umfassenden Kenntnisse in verschiedensten Wissensgebieten und ihrem lebendigen Interesse an allen Dingen und Menschen folgend, fängt sie an, die Massage von Simeon Pressel zu unterrichten. So lehrt sie mit großer Geschicklichkeit – unter Berücksichtigung für die Bedürfnisse und Notwendigkeiten ihrer Schüler.
Das Erbe Pressels
Nie lässt sie jedoch außer Acht, Simeon Pressels Arbeit so treu und genau wie möglich weiter-zugeben. Seine tiefen Kenntnisse der Planetenqualitäten, die ihm in der Ausübung seiner Massage wesentlich waren, finden sich durch das Erleben derselben in der Natur, in der Kunst, im Kosmos und nicht zuletzt im Menschen selbst.
Reiselust und Sprachentalent bewirken, dass durch Gretl Stritzel die Strömungsmassage weit über Deutschland hinaus getragen wird. So unterrichtet sie in Spanien und Frankreich, sogar in Finnland finden Kurse statt.
Ab dem Jahr 2000, nunmehr 89-jährig und über 20 Jahre maßgeblich in der Ausbildung tätig, reichen ihre körperlichen Kräfte für den Unterricht nicht mehr aus. Dennoch arbeitet sie bis an ihr Lebensende weiter an dem anthroposophisch-inhaltlichen Verständnis der Massage. Ungebrochen tönt durch ihr gesprochenes und geschriebenes Wort ein bedingungsloser Heilerwille, der sich vormals immer auch in ihrem ärztlichen Handeln finden ließ.
Frau Gretl Stritzel ist am 30.07.2003 in Bad Tölz gestorben. Sie hat Dorothea Friemel als ihre Nachfolgerin in der Weiterbildung der Strömungsmassage benannt. Dies wurde von Frau Stritzel persönlich im November 1996 in der Medizinischen Sektion bei einem Gespräch mit Frau Dr. Michaela Glöckler schriftlich hinterlegt.